Neues Design- und Sicherheitskonzept für den Fuhrpark der Feuerwehr München
Einsatzfahrten sind immer zeitkritisch. Je schneller die Einsatzkräfte den Einsatzort erreichen, desto besser können sie ihre Aufgabe erfüllen; nicht selten geht es dabei am Ende um Menschenleben. Um so schnell – und so sicher – wie möglich von A nach B zu kommen, müssen die Einsatzfahrzeuge von den anderen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmern bestmöglich wahrgenommen werden.
Und das teilweise unter verschärften Bedingungen. Andere Verkehrsteilnehmerinnen und Verkehrsteilnehmer übertreten Geschwindigkeitsbegrenzung, sind abgelenkt am Steuer, haben das Radio zu laut oder als Fußgängerinnen beziehungsweise Fußgänger die AirPods im Ohr.
Deswegen haben Einsatzfahrzeuge Sonder- und Wegerechte, deswegen verfügen sie über Blaulicht und Martinshorn und deswegen legen wir bei der visuellen Gestaltung von Einsatzfahrzeugen den allergrößten Wert darauf, dass das Fahrzeugdesign in erster Linie darauf ausgerichtet ist, die Sichtbarkeit – und damit die Sicherheit – im Straßenverkehr zu erhöhen. Wir sprechen dementsprechend bewusst nicht von Fuhrparkdesigns, sondern von Design- und Sicherheitskonzepten. Ein solches haben wir in den vergangenen Monaten auch für die Feuerwehr München entwickelt.
Die Basis der seitlichen Gestaltung bildet hier ein an das Battenberg-Design angelehntes Sicherheitselement. Battenberg-Markierungen, bekannt aus Großbritannien und Skandinavien, werden in den letzten Jahren auch in Deutschland vermehrt eingesetzt, vor allem im Bereich der Rettungsdienste. Sie haben in der Regel ihren optischen Schwerpunkt in der Fahrzeugmitte und erfüllen zwei Funktionen: Sie stellen einen visuellen Störer – eine Form, die sonst nicht im Straßenverkehr existiert – dar; und sie verstärken die Wahrnehmung des Fahrzeugs als Hindernis.
Betrachten wir jetzt aber die Verkehrsräume in der Stadt München mit 57 Autobahnkilometern im Stadtgebiet, mit mehrspurigen, dicht gepackten Verkehrsadern, mit Bereichen mit einem hohen Aufkommen an Fußgängern, mit zugeparkten Wohngebieten, die wenig bis keine Möglichkeiten bieten, auszuweichen – und so weiter – wird relativ schnell klar, dass wir hier in der Gestaltung der Sicherheitselemente mehr Wert auf den Charakter des Fahrzeugs als ein sich bewegendes Objekt legen müssen als auf den Hindernis-Charakter. Aus diesen Gründen ist das Raster der Münchner Rauten kleiner als beim normalen Battenberg, der optische Schwerpunkt liegt an der Fahrzeugbasis und sie sind in Fahrtrichtung geneigt. Die Anleihe an klassisches Motorsport-Design ist gewollt und zielt auf die gleiche Wirkung.
Hinzu kommt in den von uns analysierten Verkehrsräumen in München, dass wir es an vielen Orten mit einer starken Wahrnehmungskonkurrenz zu tun haben. Unterschiedlichste Farben, Formen und Bewegungen heischen schon bei Tag um Aufmerksamkeit. In der Nacht kommen noch Straßenbeleuchtung, die Fahrt- und Rücklichter anderer Fahrzeuge, Lichtreklame, an anderer Stelle extrem hell ausgeleuchtete Industrieanlagen und so weiter hinzu. Kurz gesagt: Es gibt zu jeder Tages- und Nachtzeit einen Haufen visueller Eindrücke, die auf jeden einzelnen Verkehrsteilnehmer und jede einzelne Verkehrsteilnehmerin ständig hereinprasseln.
Deswegen ist es wichtig, dass die Sicherheitselemente unter allen denkbaren Beleuchtungs- und Witterungsbedingungen bestmöglich sichtbar sind. Aus diesem Grund sind die Münchner Rauten in hochreflektierendem Material ausgeführt. Die gelben Rauten fluoreszieren zusätzlich. Auch alle weiteren Elemente auf den Fahrzeugen sind fluoreszierend- hochreflektierend. Um den daraus resultierenden hohen Gelbanteil in der Farbwahrnehmung zu kompensieren werden die Rollläden der Fahrzeuge zukünftig rot.
Mit der gleichen Deutlichkeit, mit der es die rote Grundfarbe in den Vordergrund stellt, will das Design kommunizieren, wohin das Fahrzeug gehört. München ist eine Stadt von internationalem Status, da kann man ruhig auch ein bisschen selbstbewusster auftreten. Deswegen dominiert das Münchner Kindl zukünftig die seitliche Ansicht der Fahrzeuge und findet sich – wo es möglich ist – auch groß auf dem Heck wieder.
Dass es dabei den Rahmen seines Wappenschildes sprengt, hat durchaus eine symbolische Bedeutung. Die Münchner Feuerwehr lässt sich nicht auf den Schutzaspekt eines Schildes reduzieren. Sie hat einen darüber hinaus gehenden Anspruch und Auftrag. Sie verfügt zudem über die Erfahrung, die Stärke und den Mut, um sich in den Vordergrund zu stellen: mit breiter Brust und ausgebreiteten Armen.
Die positive, offene und integrierende Stärke ist nicht nur ein Signal an die Menschen in der Stadt, sondern auch eines nach Innen. Die Feuerwehr München ist eine starke Gemeinschaft, die mit beiden Beinen fest auf dem Boden steht.
Dieser Aspekt findet sich auch in der Typografie wieder. Feuerwehr-Schriftzug und Notrufnummer sind fetter, ruhiger und stabiler geworden und transportieren eine beruhigende Sicherheit. Ähnliches gilt für die Münchner Streifen. Im bisherigen Fuhrpark-Design der Feuerwehr München waren diese das zentrale Element und wir führen sie im neuen Konzept als Reminiszenz fort. Zusätzlich dienen sie noch dazu, das Auge vom vorderen Fahrzeugteil hin zum Münchner Kindl, zu führen.
In diesem vorderen Fahrzeugteil, genauer gesagt auf den vorderen Türen, befindet sich die Türadresse. Diese besteht aus der einfarbigen Variante des Stadtwappens inklusive Schriftzug und kennzeichnet das Fahrzeug als offiziell zur Stadt München gehörig.
Zum Schluss haben wir dann noch die durch die für die Feuerwehren relevanten Gesetze, Verordnungen und Normen verpflichtend vorgegebenen Sicherheitsmerkmale.
Die umlaufende Konturmarkierung macht die Dimensionen des Fahrzeugs auch bei Nacht und Nebel für andere Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer sichtbar. Das ist beispielsweise wichtig, wenn ein auf das Fahrzeug zufahrendes Auto nicht mehr zum Stehen kommen kann und einen Ausweichversuch unternehmen muss. Deswegen ist dieses Sicherheitsmerkmal bei allen LKW – auch den zivilen – zwingend vorgeschrieben.
Warnmarkierung wird gemäß DIN 14502-3 an der Fahrzeugfront und am Heck aufgebracht. Die Chevron-Form der Warnmarkierung erfüllt dabei zwei Funktionen: Zum einen soll sie diesmal tatsächlich den Hindernis-Charakter des Fahrzeugs visuell verstärken – denn die Gefahr geht hier vor allem von anderen Fahrzeugen aus, die sich auf ein stehendes oder langsam fahrendes Einsatzfahrzeug zubewegen – und zum zweiten weist sie zu beiden Seiten nach Außen und führt so idealerweise den Verkehr um das Fahrzeug herum.
Zusammenfassend: Das neue Design- und Sicherheitskonzept für den Fuhrpark der Feuerwehr München ist normkonform, macht die Fahrzeuge optisch moderner, hat eine starke Münchner Komponente und sorgt vor allem für mehr Sicherheit bei Einsatzfahrten. Davon profitieren sowohl die Einsatzkräfte als auch sämtliche anderen Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer und damit letztlich alle Bürgerinnen und Bürger, wenn sie einmal auf die schnelle Hilfe der Feuerwehr angewiesen sind.