Kaum eine Fuhrpark-Gestaltung hat im Bereich der Feuerwehren in den letzten Jahren so viele unterschiedliche Reaktionen ausgelöst wie
die der Paderborner. Wir zeigen, woran sich das Design orientiert und warum es funktioniert.

Die geläufigste Anfrage an das Design der Feuerwehr Paderborn betrifft sicherlich die DIN-Konformität der Farbverhältnisse. Für einige wohl überraschend, entsprechen diese der aktuellen DIN 14502-3; auf den meisten Fahrzeugen werden die gestiegenen Anforderungen an den Rotanteil sogar – teilweise deutlich – übererfüllt. Neu und ungewohnt jedoch ist die Verteilung und Gewichtung von Grund- und Kontrastfarbe.

Die Paderborner Fahrzeuge haben ihren Kontrastschwerpunkt ganz hinten – und das in der Form eines massiven Blocks, der bis zum Fahrzeugende reicht. Das stellt einen bewussten Bruch mit der traditionellen Auffassung vom Aussehen eines Feuerwehrfahrzeuges dar: Die Kontrastfarbe wurde in Deutschland vor der Vorstellung dieser Designlinie mit wenigen Ausnahmen immer so eingesetzt, dass Front und Heck einen klar roten Farbschwerpunkt haben um unabhängig vom Anteil der roten Farbe den Gesamteindruck eines roten Fahrzeuges zu erhalten. Hier jedoch ist das Heck gelb.

ERKENNBAR als zur Feuerwehr gehörig

Das ändert allerdings nichts daran, dass die Fahrzeuge problemlos als solche der Feuerwehr erkannt werden.

Was sich das Design hierfür zu Nutze macht, ist dass wir den Anblick sich bewegender Objekte in der Bewegungsrichtung von vorne nach hinten verarbeiten. Die visuellen Muster, die für uns ein Feuerwehrfahrzeug ausmachen, werden dementsprechend erkannt und verankert, bevor wir zum gelben Bereich kommen.

Das gilt übrigens auch für stehende Fahrzeuge. Unser Gehirn geht automatisch davon aus, dass sie sich nach vorne bewegen. Probleme könnten sich also nur bei Rückwärtsfahrten ergeben. Solche erfolgen aber in aller Regel nicht unter Bedingungen, in denen man auf eine schnellstmögliche Zuordnung des Fahrzeuges durch den Betrachter oder die Betrachterin angewiesen wäre. Der Warnaspekt ist in dem Fall entscheidender als das Erkennen der Funktion; und der Warneffekt eines fluoreszierenden Gelb ist in keiner Weise niedriger als der eines fluoreszierenden Rot. Es sprechen also weder Gründe der Mustererkennung noch der Warnwirkung dagegen, eine solche Aufteilung vorzunehmen.

Formenkontrast unter Erhalt der Konturen

Was allerdings dafür spricht, ist eine harmonisch und gleichzeitig klar kontrastierte Gestaltung ohne irgendeine optische Verwischung der Fahrzeugkonturen. Die großflächig eingesetzten Formen- und Farbkontraste erhalten die Dominanz des eigentlichen, dreidimensionalen Fahrzeuges gegenüber dem zweidimensionalen Design in der Betrachtung.

Ein Beispiel dafür, wie stark dieser Effekt ist, sind kleine Widersprüche zwischen der Formensprache von Fahrerhaus und Aufbau. Diese gibt es auf beinahe jedem Großfahrzeug – schlicht, weil es nahezu unmöglich ist, Aufbauten so zu gestalten, dass sie zu jedem verfügbaren Fahrerhaus passen und gleichzeitig ihre Funktion optimal erfüllen. In den meisten Fällen werden diese bei der Anpassung eines Fuhrpark-Designs an das konkrete Fahrzeug mithilfe von Objekten aus eben diesem Design überdeckt oder zumindest abgemildert. Im Falle des Paderborner Designs ist dieses Vorgehen nicht möglich, sodass an einigen Fahrzeugen zusätzlich schwarze oder dunkelgraue Folienelemente eingesetzt werden, um solche Stellen optisch zurück zu drängen und das Gesamtbild stimmig zu halten.

Das Fahrzeug steht im Mittelpunkt

Das Design ist also bei all seiner vordergründigen Wuchtigkeit zuallererst dem jeweiligen Fahrzeug verpflichtet. Es betrachtet dieses nicht als reines Medium, nicht als quasi-äquivalent zu einem leeren Blatt Papier. So sehr die großen leuchtenden Farbblöcke eine eindeutige Zugehörigkeit zur Feuerwehr Paderborn vermitteln, so sehr bleiben doch selbst kleinste Eigenheiten jedes einzelnen Fahrzeuges erhalten.

Dazu trägt auch bei, dass eben aufgrund der großen, sofort erkennbaren, Blöcke starre Regelungen zum Verhältnis der Objekte untereinander lediglich für wenige Details wie das Frontraster notwendig sind, um die gesamte Flotte optisch zusammen zu halten.

Entscheidend ist die Umsetzung

Die damit verbundene Flexibilität stellt allerdings auch hohe Ansprüche an jeden einzelnen Entwurf.

Damit das Design seine optimale Wirkung entfalten kann, muss sich die Gestalterin oder der Gestalter nämlich sowohl der gesamten Flotte als auch des konkreten Fahrzeuges bewusst sein und beides immer im Blick behalten. Es gibt keine simple Blaupause, die man einfach über ein neues Fahrzeug legt und fertig. Statt dessen sind immer wieder Layout- und Detailentscheidungen zu treffen, die Erfahrung und Verständnis voraussetzen.

Nicht wenige der von Paderborn »inspirierten« Fahrzeugdesigns, die in der letzten Zeit zu ­sehen waren, scheitern an genau diesem Punkt: Es sieht einfach zu kopieren aus, ist es aber nicht.